BLOG: DOPPELTE PREMIERE IM A380
ALLES BEGANN TURBULENT IN NEUSEELAND!
Etwas wehmütig, aber bestens gelaunt, machten wir uns anfangs Februar auf nach Neuseeland – der 6. Flug unserer Reise stand an. Neuseeland, ein für Steffi vollkommen unbekanntes Land. Mit der in den Gross-Städten sehnlichst herbei gewünschten Natur, machten wir in Neuseeland urplötzlich und schneller als uns lieb war Bekanntschaft.
MIT DER EMIRATES A380
EINE DOPPELTE PREMIERE IM EIGENTLICHEN SINNE
Der insgeheime Aviatik-Fan Flo, freute sich ein erstes Mal, mit dem bereits wieder in die Jahre gekommenen, A380 der Fluggesellschaft Emirates fliegen zu dürfen. Insbesondere beim Boarding wurde uns die majestätische Grösse des Vogels vor Augen geführt. Die Infrastruktur des Flughafen Sydney ist nicht für die Maschine geschaffen. Es herrschte ein Chaos. Gefördert durch einige Emirates-Mitarbeiterinnen, die ihre Contenance an jenem Tag offensichtlich in Dubai liegen gelassen hatten. Unzimperlich und lautstark wurden die wartenden Fluggäste zusammengetrieben. So stellten wir uns bisher den Verlad einer Vieh-Herde vor und die Szenerie passte so gar nicht zum Image der Fluggesellschaft Emirates. Das Bodenpersonal neben der Spur. Da half nur noch eine ordentliche Prise Humor oder bestenfalls ein Gläschen Schnaps. Weder das Theater noch das Gläschen Schnaps vermochte aber die Vorfreude auf den Flug zu trüben – im Gegenteil.
Natürlich stellten wir uns trotzdem einmal mehr die Frage: «Weshalb tut man sich diesen Zirkus am Flughafen immer wieder an?» Gehört eben auch zu einer Reise. Halt eher zu jener Sparte, die etwas weniger Spass bereitet – Punkt.
Endlich im Bauch des Airbus angelangt, die zu erwartende Ernüchterung. Die Economy unterscheidet sich unter den Konkurrenten nur geringfügig. Immerhin bietet Emirates, um auch noch lobende Worte über die Scheichen-Airline zu verlieren, mit dem A380 in der Economy merklich besseren Komfort als die Swiss mit der fragwürdigen 3-4-3 Bestuhlung der neuen Boeing 777-Flotte. Eingepfercht in den Sitzreihen der Swiss hatten wir uns geschworen, irgendwann in unserem Leben auch einmal in der First-Class Platz zu nehmen. Ein gut gefüllter Flieger mag aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein, die Bestuhlung der Swiss nagt aber zu heftig an einer noch vertretbaren Komfortzone.
Endlich in der Luft
Zurück zum Jungfern-Flug mit dem A380. Wie auf Schienen schob sich die A380 bis ans Ende der Piste und stieg im gefühlt letzten Moment behäbig aber stetig empor. Der Start ein geglücktes Erlebnis. Die Aviatik eine faszinierende und packende Branche, ja die ganze Fliegerei ein eigentliches Wunder. Auf Reiseflughöhe angelangt verlief der Flug angenehm ruhig, völlig ereignislos – die mitgereisten Emirates mitarbeitenden wieder in gewohnter Manier. Ruhig, bis eben zu jenem Moment als die Natur sich von ihrer launischen Seite zu zeigen begann. Denn kaum über neuseeländischem Territorium angelangt und in den Vorbereitungen auf den Landeanflug auf Christchurch, quittierte der Frieden seinen Dienst. An dieser Stelle wäre der Zeitpunkt und letzte Möglichkeit für Flug ängstliche gekommen das Browser-Fenster wegzuklicken.
DIE LAUNE DER NATUR
Unerwartet vermeldete der Pilot, in astreinem Englisch, anstehende Turbulenzen. Hoffentlich war das Fünf-Sterne-Menü der First zu diesem Zeitpunkt bereits verspiesen oder zumindest weggeräumt und die Klientel des Pyjamas entledigt. Denn mit den letzten Worten des Piloten, die durch die Kabine hallten war es auch schon soweit. Die Maschine wurde regelrecht von heftigen Böen erfasst. Das Ungetüm, im Sturm plötzlich nicht mehr so gross, wurde kräftig durchgeschüttelt. Mit dem Flieger selbstverständlich auch der Inhalt. Vom Gepäck, zur Crew über die Passagiere es erging allem und allen gleich.
VERTRAUEN IST GUT, KONTROLLE IST BESSER
Das moderne Entertainment-System der Fluggesellschaft Emirates ermöglichte uns die Sicht nach draussen von verschiedenen Blickwinkeln. Wir konnten dem Piloten beim Landeanflug sozusagen über die Schultern schauen und zusätzlich senkrecht nach unten – wenigstens etwas Kontrolle, aber den Herren im Cockpit trotzdem machtlos ausgeliefert. In einer solchen Situation hilft nur Vertrauen! Die Möglichkeiten der Live-View war nicht unbedingt vorteilhaft. Der Vogel schwaderte in der Luft wie ein Schiff in einem Sturm. Der Horizont auf dem Bild schaukelte von links nach rechts und von unten nach oben. Immer wieder sackte die Maschine ohne Vorwarnung bedrohlich ab und wir klammerten uns verkrampft an die Sitze. Nur schon vom alleinigen zusehen wurde einem schlecht. Ein 4D-Kino ist ein Dreck dagegen.
NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN
Die Landung stellte zweifelsohne eine Herausforderung dar und verlangte den Passagieren einiges ab. Den routinierten Piloten kostete der Sturm vermutlich ein verschmitztes Lächeln und vielleicht ein paar Schweiss-Perlchen – darauf schliessen liessen seine bemüht (tiefen)entspannten Durchsagen, ganz nach dem Motto keine Panik auf der Titanik. Der weitere Verlauf des Fluges wirkte entgegen der Stimme des Piloten beunruhigend auf die Passagiere ein, denn dieser glich einer rumpelnden Achterbahn-Fahrt. Die Flügel bogen sich mit jedem weiteren Windstoss beachtlich, bis sie wieder in ihre angestammte Position zurückfederten.
DIE FUNKTIONALEN TÜTCHEN
Begleitet von immer wieder aufheulenden Triebwerken sank die Maschine im nicht mehr enden wollenden Schleifen- und Zick-Zack-Kurs in Richtung Landebahn. Die Flutlichter des Flughafens waren nach langen Minuten endlich zu sehen – sozusagen ein erster Lichtblick. Den ersten Passagieren setzte der Schlinger-Kurs zusehends zu und sie suchten, nun kreiden weiss vor Blässe, verzweifelt nach den Kotz-Tütchen. Mittendrin statt nur dabei: Steffi und die fremde Französin in unserer Reihe. Im Akkord wechselten sich die beiden Frauen ab, sämtliches Versuche und sträuben das unerwünschte abzuwenden scheiterten kläglich. Es erging beiden, im wahrsten Sinne des Wortes, Himmel-traurig der Blick durch die Reihen verriet, dass es dutzende gleichgesinnte gab und sich etliche mehrfach übergeben mussten. Jetzt nur noch runter und endlich Boden unter den Flügeln zurückerlangen.
AKROBATEN ZUGABE
Auf den aller letzten Metern über den Boden, aber um mehrere Meter neben der Piste, endete der Landeanflug über saftigem Wiesenland. Alles live auf dem Bildschirm zu verfolgen. Das Flugzeug wurde regelrecht vom Winde verweht und driftete dermassen vom Kurs ab, dass der Pilot die Maschine in letzter Sekunde mit vollem Schub hoch ziehen musste. Diese Aktion ging durch Mark und Knochen. Bei gewissen zusätzlich durch den Magen. Allen erblassten kam’s nun nochmals oder nach dieser Aktion erst recht hoch. Selbst Flo stellte nach diesem Moment seine Hilfsbereitschaft ein und behielt seine Kotz-Tüte, entgegen einer ersten Idee sie zu verschenken, für sich. Sicher ist sicher und man weiss ja nie wie viele Anläufe die Piste zu treffen es in einem solchen Fall noch geben mag. So kamen wir in den Genuss eines unfreiwilligen weiteren Achterbahn-Anfluges. Auch dieser dauerte eine gefühlte Ewigkeit! Dass die A380 es nicht schaffte, liegt auch an der Grösse des Flugzeugs, wieder eine Begleiterscheinung. Die A380 mit einer grösseren Angriffsfläche, verhält sich entsprechend anfälliger auf Wind als kleinere Maschinen.
Schnabel seitwärts
Der zweite Landeanflug klappte dann den Umständen entsprechend besser. Fast quergestellt mit dem Schnabel kam der Vogel auf die Piste zu gedonnert, begleitet von Böen und starkem Seitenwind, welcher dem Piloten wohl etwas Geschick und Erfahrung abverlangten. Mit einer stoischen Entschlossenheit knallte dieser die Maschine wenig zimperlich auf den Boden als gäbe es kein Morgen mehr. Päääng, unten waren wir erst einmal! Sofort wurde das Flugzeug gerade ausgerichtet und schlingerte während des Vorgangs für Laien bedrohlich umher. Der Aufschlag auf der Piste mutete recht heftig an. Aber auch hierfür sind Flugzeuge scheinbar bestens ausgelegt. Erst empfundene Sekunden, nach dem Aufsetzen fand der Airbus den stabilen Geradeauslauf, bis er schliesslich zum herbeigesehnten und unversehrten Stillstand gekommen ist. Hut ab vor dem gelungenen Manöver der Crew…

Landeanflug einer Emirates A380 (Foto iStock)
Die relaxte Stimme des Piloten ertönte wieder durch die Lautsprecher. Als wäre nichts gewesen vermeldete dieser, dass der Ausstieg etwas länger dauern könne, da nur eine Treppe zur Verfügung stehe. Offensichtlich war auch der Flughafen Christchurch nicht für den Riesen-Vogel geschaffen. Wie auch, Christchurch in Grunde eine Provinz. Erstaunlich, dass die Stadt von einer A380 angeflogen wird. Eine Dreiviertel-Stunde später konnten auch wir unseren Sitz glücklich, erledigt und mit weichen Knien verlassen.
Wir waren selig nicht in den Genuss eines weiteren Durchstarte-Manövers und Sturmflugs gekommen zu sein, geschweige denn einer Flugumleitung nach Auckland – waren wir doch bereits wieder eine Arbeitstagslänge in der Luft… Auch die Fliegerei, im ganz gewöhnlichen Reisealltag, kann durchwegs einmal beschwerlich sein!
Übrigens war der tobende Sturm ein Ausläufer des Tropical Cyclones Fehi, welcher auf der Südinsel Neuseelands ordentlich fegte und für Schäden sorgte. Glücklicherweise flogen wir in Sydney unwissend ab.
So hoffen wir auf künftig relaxtere Flüge…! Natürlich berichten wir auch noch über unseren Neuseeland-Aufenthalt, später auf gleichem Kanal… Doch zuerst geht’s nach Hongkong 🙂